Nazareth. Regen. Schreiben. Ausruhen.
Nazareth war regnerisch, bunt und vielfältig auf so vielen Ebenen, Perspektiven und Erfahrungen. Es war eine längere Zeit, die ich mir in der 80 000der Stadt geleistet habe. Bedingt durch schlechtes regnerisches Wetter, vielen Aufträgen und dem Drang ein wenig an einem Ort zu verweilen.
SimSim, das Hostel war toll und gemütlich und leer und kalt und wärmeflaschentauglich. Es war schon was Feines hier zu sein, für den ein oder anderen Tag länger. Ein politisches Hostel mit angeschlossenem kulturellen Cafe. Hier erfährt man etwas, wenn man die Ohren spitzt und in den Raum hinein hört. Hier erfährt man, dass der Besitzer einer der wenigen Palästinenser ist, die hier leben. Hier erfährt man etwas über seine Beziehung zu seiner deutschen Partnerin. Hier erfährt man, dass politische Aktivisten die ein oder andere Nacht Unterschlupf gewährt bekommen. Hier sieht man kritische Filme zum israelisch-palästinensischen Konflikt. Hier darf man ein wenig eintauchen, in eine andere Welt. Hier darf man schnuppern und einen Glimps dessen erhaschen, was unter der Oberfläche brodelt. Hier habe ich mich wohl gefühlt. Hier habe ich langsam und besinnlich Nazareth erkundet. Tag für Tag ... ein bisschen mehr ... ein bisschen tiefer eintauchen in eine andere Welt, die mit den Orten in Israel, die ich bislang besucht hatte, nichts gemeinsam zu haben schien.
Nun. Eine historische Geschichte, die Nazareth zu einem Pilgerort für viele Gläubige werden lässt. Ein Ort mit Menschen, die seiner Historie Kraft und Energie schenken. Ein Ort mit Menschen, die an die Mutter Gottes und die Verkündung glauben. Ein Ort, der die Mutter ehrt. Ein Ort, an dem ich für einen Moment verweilen sollte.
Denn das Wetter war kalt und winterlich und regnerisch ... und eigentlich genau richtig, um schnell weiter gen Süden zu reisen. Aber etwas hat mich verweilen lassen ... und es war gut so. Hier habe ich mich noch mehr an Varanasi erinnert gefühlt. Kleine, enge, sich windende Gassen. Einkaufstände zwischen ihnen. Reklamen an der Wand. Wegweiser. zwischendrin Kirchen, Klöster, Heiligkeiten. Gleich zu Beginn die Verkündungskirche, um die sich alles dreht. Etwas weiter unterhalb gelegen der unscheinbare Brunnen der Verkündung. Marias Well. Die Altstadt selbst schlänget sich, auf wirren Gassen den Hang hinauf. Eng beisammen. Verwinkelt. Verwirrend. Verworren. Verklärend. Hier kann man sich verlieren ... und ist doch wieder so schnell an den äußeren Rändern dieses Gassenlabyrinths.
Nazareth ist wunderschön. Regnerisch, kalt, nass und magisch auf seine besondere Art und Weise. Denn es hatte schon etwas einfaches mit der Wärmefalsche die kalten Tage, Abende und Nächte zu bestreiten.
Doch ich habe nicht nur gefroren und geschrieben in dieser Stadt ... es hat mich auch vor die Türen des Hostels getrieben ... Mich hat es in eine Grotte getrieben. Ich habe Kirchen sämtlicher Glaubensrichungen besucht. Einen mehrsprachigen Lichtergottesdienst in der Kirche der Verkündung erleben dürfen. Habe einen Videoabend mitgebracht und mich von den Emotionen der "5 broken cameras" mitreißen lassen. Durfte ein wenig mehr eintauchen in den palästinisch-israelischen Konflikt. Habe einen leckeren Falafel nach dem anderen verspeist und wurde mit wunderbar schmackhaften und süßen Erdbeeren vom Universum beschenkt.
... und ein ganz besonderer Besuch sticht besonders heraus: Der Besuch in der Nazareth Viallge.